Warum wir knibbeln

Hast du dich schon einmal gefragt, warum wir an unserer Nagelhaut knibbeln, an unseren Nägeln kauen oder mit den Beinen wackeln, wenn wir uns unruhig fühlen? Im englischsprachigen Raum hat dieses Verhalten einen Namen: Fidgeting.

Oft wird Stress als Auslöser fürs Knibbeln genannt.

Fidgeting kann eine Bewältigungsstrategie sein, um mit Spannungen oder Stress umzugehen. Für manche Menschen ist Knibbeln eine Möglichkeit, Stress oder Nervosität abzubauen. Es ist wie ein automatischer Reflex, der eine gewisse Erleichterung oder Befriedigung bringt, wenn wir uns unruhig fühlen.

Forschungsergebnisse zeigen, dass Emotionen mit einer körperlichen Reaktion und Erregung einhergehen. [1] [2] Unterdrückte Gefühle können dazu führen, dass Menschen zum Knibbeln neigen, um die aufgestaute Anspannung und Energie abzubauen. Anstatt diese Gefühle zu verarbeiten und auszudrücken, kann Knibbeln als Bewältigungsmechanismus dienen, um mit emotionalen Belastungen umzugehen. Ich selbst habe gemerkt, dass ich in Stresssituationen, in denen ich meine Emotionen ausdrücken kann, meine Nagelhaut nicht bearbeite.

Warum kann Knibbeln Erleichterung oder Befriedigung in uns auslösen? 

Knibbeln kann sensorische Stimulation bieten, indem es taktile Reize erzeugt. Diese Reize können angenehme Empfindungen auslösen und das Nervensystem beruhigen und damit sowohl Unter- als auch Überstimulation ausgleichen. Das bedeutet, dass Knibbeln nicht nur bei Anspannung und Stress sondern auch bei passiven Aktivitäten auftreten kann: z. B. beim Lesen, wenn jemand redet oder bei Langeweile. [3] [5]

Unterschiede zwischen gelegentlichem und zwanghaftem Knibbeln

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jede Form des Hautknibbelns zwanghaft ist. Während einige Menschen gelegentlich an ihrer Haut knibbeln, ohne dass dies zu einem signifikanten Problem wird, entwickeln andere ein zwanghaftes Verhalten, das ihr Leben beeinträchtigt. Dieses zwanghafte Verhalten bezeichnen psychologische Fachkräfte als Skin Picking Störung oder Dermatillomanie.  

Der Übergang vom gelegentlichen Knibbeln zum zwanghaften Skin Picking kann schleichend sein und ist individuell unterschiedlich. Wenn das Knibbeln zu einem unkontrollierbaren Drang wird, der das tägliche Leben beeinträchtigt, kann dies ein Warnzeichen sein. Auch die Intensität und Dauer des Verhaltens sind wichtige Faktoren.

Du bist nicht alleine. Knibbeln ist sehr verbreitet und menschlich.

Etwa jeder sechste Erwachsene kaut an den Nägeln oder knibbelt an den Fingern laut der Technischen Krankenkasse. Kinder und Jugendliche sind sogar deutlich häufiger davon betroffen. [4] Oft beginnt das Knibbeln in der Jugend mit Beginn der Akne, während bei anderen das Knibbeln im Alter zwischen 30 und 45 Jahren auftritt. [5] Bei mir fing es auch in der Pubertät mit der Akne an. Nachdem sich meine Haut im Studium verbessert hatte, fing bei mir das Knibbeln an der Nagelhaut an. Es ist wichtig zu wissen, dass du mit dem Knibbeln nicht alleine bist. Es gibt Wege, damit umzugehen und Unterstützung zu finden. 

Quellen:

[1] Planet Wissen. "Emotionen - Wegweiser durchs Leben". Verfügbar unter: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/emotionen_wegweiser_durchs_leben